Gynäkologische Krebsvorsorge
In der Frauenheilkunde sind wir sehr intensiv mit der Krebsfrüherkennung befasst.
Der zytologische Abstrich vom Gebärmuttermund, der seit 1971 in Deutschland flächendeckend eingeführt wurde, hat zu einem deutlichen Rückgang des zuvor sehr häufigen Gebärmutterhalskrebses geführt. Insgesamt sind die meisten gynäkologischen Krebserkrankungen, wenn Sie im Frühstadium erkannt werden, sehr gut behandelbar und gerade auch deshalb hat die Vorsorge in unserem Fachgebiet einen nachgewiesenermaßen hohen Nutzen für die teilnehmenden Frauen.
Gesetzliche Vorsorgeuntersuchungen
Im Rahmen der Krebsfrüherkennungsrichtlinien der gesetzlichen Krankenkassen werden folgende Untersuchungen mindestens einmal im Jahr durchgeführt:
Ab dem 20. Lebensjahr
Untersuchung des Muttermundes und Entnahme eines Abstrichs zur zytologischen Untersuchung, sowie eine gynäkologische Tastuntersuchung der inneren Organe.
Ab dem 30. Lebensjahr
Zusätzliche Tastuntersuchung der Brust und der Lymphknoten in der Achselhöhle und am Hals.
Ab dem 50. Lebensjahr
Zusätzliche Tastuntersuchung des Enddarms sowie ein Test auf verstecktes Blut im Stuhl und dann eine Darmspiegelung ab dem 55. Lebensjahr.
Natürlich gehört zu jeder Untersuchung auch eine genaue Befragung nach körperlichen Veränderungen. Bei Krankheitssymptomen und bei auffälligen Befunden wird von diesem Schema abgewichen.
Konzepte der Krebsvorsorge bzw. Krebsfrüherkennung
Leider können wir trotz aller Möglichkeiten der modernen Medizin nur begrenzt echte Krebsvorsorge betreiben. Eine gesunde Lebensweise mit reichlich Bewegung und insbesondere einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, kann einen wesentlichen Beitrag leisten. Eine gewisse Veranlagung zur Krankheit wird uns aber mit unseren Genen mitgegeben.
Wir klären alle unsere Patientinnen regelmäßig darüber auf, dass es die Möglichkeit gibt, die Sicherheit der Tastuntersuchung durch eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung sowohl der inneren Organe als auch der Brüste zu erhöhen. Diese Ultraschalluntersuchungen gehören allerdings nicht zum Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen der Vorsorge und sind daher vom Patienten selber zu zahlen
Vaginalsonographie
Veränderungen des Gebärmutterinneren oder gar der Eierstöcke können, wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben, getastet werden.
Eine genauere Untersuchung ist durch den Vaginal-Ultraschall möglich. Hier können kleinere gut- und bösartige Veränderungen erkannt werden. Daher empfehlen wir als Zusatzleistung eine einmal jährliche vorsorgliche Ultraschalluntersuchung.
Der Krebs des Gebärmutterkörpers geht meist von der Gebärmutterschleimhaut, dem Endometrium aus. Diese Erkrankung tritt selten vor dem 50. Lebensjahr auf, meist erst nach den Wechseljahren. Ein Symptom sind Blutungsstörungen. Vaginalsonographisch sieht man Veränderungen, insbesondere eine Verdickung der Gebärmutterschleimhaut. Allerdings steckt häufiger nur ein gutartiger Polyp hinter solchen Symptomen. Dies kann im Ultraschall gut abgeschätzt werden und gegebenenfalls durch einen kleinen unkomplizierten, operativen Eingriff rasch geklärt werden.
Jede dritte Frau ab 30 Jahren hat Myome. Diese können z. B. die Erfüllung eines Kinderwunsches verhindern. Daher empfehle ich bei Kinderwunsch eine Vaginalsonographie.
An den Eierstöcken gibt es bei fruchtbaren Frauen häufig größere und kleinere Zysten. Nach den Wechseljahren sollten solche Zysten nicht mehr vorkommen. Mit der Vaginalsonographie kann meist zwischen gut und bösartigen Befunden unterschieden werden.
Mammasonographie
Mit Hilfe der Ultraschalluntersuchung der Brust lassen sich Auffälligkeiten lassen meist sehr gut darstellen und auch in gut- und bösartig unterscheiden.
Die Ultraschalluntersuchung der weiblichen Brust ist nicht schmerzhaft und zudem ohne Strahlenbelastung. Die Mammasonographie wird z. B. bei auffälligen Tastbefunden der Brust oder der Lymphknoten eingesetzt. Insbesondere bei eingeschränkter Beurteilbarkeit der Mammographie hat sie ein wichtige Bedeutung, ebenso wie zur Differenzierung zwischen Zysten und soliden Befunden u.v.m..
Die Ultraschalluntersuchung der weiblichen Brust kann die Mammographie nicht ersetzen, bietet aber zusätzlich weitreichende diagnostische Möglichkeiten.
Brustkrebsfrüherkennung ist ein heißes Eisen in der politischen und fachlichen Diskussion. Durch die Einführung des Mammographie-Screenings besteht jetzt die Möglichkeit für alle gesunden Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, alle zwei Jahre eine kostenfreie Mammographie durchführen zu lassen. Bei Auffälligkeiten erfolgt auch die weitere Abklärung umgehend. In Studien hat sich eine verbesserte Früherkennung in dieser Altersgruppe nachweisen lassen.
Für die Altersgruppe unter 50 empfehle ich bei beschwerdefreien Frauen eine Mammasonographie.
Für jüngere Frauen hat sich für die Mammographie kein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis zeigen lassen, da die Strahlenbelastung in jungen Jahren mehr schadet und die Brust in jungen Jahre oft strahlenundurchlässig ist und Karzinome nur sehr schwer erkannt werden können.
Frau Dr. Lilian König