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Teenagerberatung

Der erste Besuch bei der Frauenärztin

Die Gründe für einen Besuch bei einer Frauenärztin sind für Teenager unterschiedlich:

  • sie wünschen sich Informationen über Sexualität und den weiblichen Körper
  • sie brauchen Beratung zur Empfängnisverhütung
  • sie haben körperliche Beschwerden

Es ist wünschenswert, schon bei der Terminvereinbarung zu sagen, dass dies der erste Besuch bei einer Frauenärztin sein wird.

Wie läuft’s ab?

Wenn du in die Praxis kommst, wird dich die Arzthelferin nach Namen, Adresse und dem Versichertenkärtchen fragen. Die Begleitung durch eine vertraute Person/Freundin ist natürlich möglich. Der Arzthelferin an der Anmeldung kann man auch sagen, ob Beschwerden/Erkrankungen vorliegen und eine Untersuchung gewünscht wird, oder ob du nur zum Gespräch kommen willst. Nach der Anmeldung werden alle Frauen meist gebeten noch einmal kurz im Wartezimmer Platz zu nehmen.
Dann wirst du aufgerufen und kommst in das Besprechungszimmer. Hier können wir in Ruhe über alle Fragen sprechen. Eine Frauenärztin ist eine gute Gesprächspartnerin für alle Fragen, die du zu deinem Körper und deinen Gefühlen über Sexualität und Verhütung hast.

Am besten ist es, wenn du dir deine Fragen schon vorher überlegt und eventuell aufgeschrieben hast. Ich werde dich auch vieles fragen, z. B. über deine Periodenblutung, ob du Probleme hast, über frühere Erkrankungen oder Operationen und über Erkrankungen, die andere Familienangehörige haben oder hatten.

Die Untersuchung ist erst der zweite Schritt

Eine gynäkologische Untersuchung ist bei den ersten Terminen meist gar nicht nötig und wird natürlich nur erfolgen, wenn es ausdrücklich gewünscht ist.

Ich würde mir wünschen, dass heute kein junges Mädchen mehr Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft haben muss, nur weil aus Angst vor dem Frauenarzt keine Verhütung bei den ersten sexuellen Erfahrungen stattfinden konnte.

Vorsorge schon in jungen Jahren

Seit einigen Jahren ist die sogenannte HPV-Impfung für junge Mädchen und Frauen ein Mittel, um dem Gebärmutterhalskrebs vorzubeugen. Diese Impfung sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen.

Die HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs

Wir wissen seit einigen Jahren, dass Gebärmutterhalskrebs eine Infektionserkrankung ist. Es gibt sehr viele verschiedene Viren aus der Gruppe der humanen Papillomaviren, die in erster Linie sexuell übertragen werden.

Wer ist gefährdet?

In der Altersgruppe der 20- bis 30-Jährigen haben wahrscheinlich mindestens  60 % der deutschen Bevölkerung Kontakt zu mindestens einem dieser Viren.

Die Viren können sich in die Zellen der Schleimhaut des Gebärmutterhalses integrieren, stoßen dabei ihre äußere Hülle ab und integrieren sich im Zellkern in das Erbgut der Zellen – zunächst, um sich dort zu vermehren und weiter zu verbreiten. Manchmal können sie auch im Zellkern ruhen und später in der infizierten Zelle die Entstehung einer Krebszelle induzieren. Dies geschieht insbesondere bei den Viren aus der so genannten High-risk-Gruppe.

Impfung gegen Neuinfektion

Es gibt zurzeit zwei verschiedene Präparate, mit denen wir impfen können. Die Impfung bewirkt bei den Geimpften die Bildung von Antikörpern gegen HPV und zwar gegen die äußere Hülle der Viren. Die Antikörper befinden sich in der Schleimhaut des Gebärmutterhalses und zerstören die Viren, noch bevor sie in eine Zelle eindringen können. Die Antikörper wirken aber nicht gegen Viren, die sich schon in den Zellkern integriert haben. Das bedeutet, dass die Impfung nur Schutz gegen eine Neuinfektion bietet.

Die Studien haben einen signifikanten Erfolg der Impfung gezeigt, wenn Mädchen der Altersgruppe 11–26, geimpft wurden. Es zeigten sich deutlich weniger Zellveränderungen in den folgenden Jahren.

Nur eine eingeschränkte Anzahl der Viren wird bekämpft

Leider werden von den zurzeit verfügbaren Impfstoffen nicht alle existierenden Viren erfasst, sondern nur die gefährlichen Typen 16/18. Bei einem der verwendeten Impfstoffe werden auch noch zwei weitere Typen aus der Low-risk-Gruppe, die Genitalwarzen verursachen, erfasst.

Impfung ersetzt Zellabstriche nicht

Daher ist die Krebsvorsorgeuntersuchung mit den bekannten und seit Jahren durchgeführten Zellabstrichen vom Gebärmutterhals zur Früherkennung von Zellveränderungen auch weiterhin erforderlich. Fachleute gehen von einem 70-prozentigen Schutz vor Gebärmutterhalskrebs aus, wenn tatsächlich vor dem ersten Kontakt zu den Viren geimpft wurde, und von einem ca. 30-prozentigen Schutz, wenn schon Geschlechtsverkehr stattgefunden hatte.
Impfung in drei Schritten: Im Verlauf eines halben Jahres finden drei Impfungen statt.

Es gab viele Diskussionen um die Nebenwirkungen der HPV-Impfung. Es gibt – wie auch bei anderen Impfungen – Nebenwirkungen: Schmerzen an der Injektionsstelle, Rötungen, Abgeschlagenheit, leichte Gelenkschmerzen und Kopfschmerzen. Auch leichte und schwerere Allergien mit Atemnot bis hin zum Schock mit Nierenversagen sind möglich.

Doch treten Impfreaktionen bei der HPV-Impfung nicht in höherem Maße auf, als bei anderen Impfungen. Ein Zusammenhang zwischen der Impfung und einzelnen ungeklärten Todesfällen, die in zeitlich nahem Zusammenhang nach der Impfung auftraten, konnte nicht belegt werden.

Insgesamt ist die Impfung von der STIKO (Ständigen Impfkommission) und dem Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten und Krankenkassen zurzeit für 11- bis 18-Jährige Mädchen empfohlen. Möglicherweise besteht sogar ein Nutzen für alle Frauen – hierzu fehlen allerdings noch Studien.

Frau Dr. Lilian König